this post was submitted on 03 Oct 2023
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Deutschland

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Sammelbecken für deutsche Kartoffeln und ihre Geschichten über Deutschland.

Nicht zu verwechseln mit !dach und !chad.

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Bundesländer:

founded 3 years ago
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EDIT/UPDATE:

Also was ich bis jetzt rauslesen kann ist das tatsächlich viele sich als Gesamtdeutsche fühlen auch wenn es noch Probleme gibt die aufgearbeitet gehören.

Das ist mmn. ein ziemlich schönes Bild!

Ich liebe die Vielfältigkeit an Kultur und Landschaft die Deutschland bietet und würde diese für nichts auf der Welt missen wollen! Natürlich gibt es immer mal freundliche revalitäten zwischen den einzelnen Bundesländern. Aber so sind wir ebend! Meckern gehört in Deutschland nun mal zum guten Ton!


Ich lebe im (Nord-)Osten Deutschlands, geboren und aufgewachsen bin ich aber in Westdeutschland. Ich sehe mich aber nicht als Westdeutscher. Ich sehe mich schlicht als Deutscher.

Ich lese immer wieder in Artikeln und Berichten das Deutschland immer noch geteilt sei, das die Wiedervereinigung gescheitert sei usw. . Aber ehrlich gesagt scheint mir das ein Bild zu sein was ich nur von Personen von 40+ kenne. Alle jüngeren Leute die ich kennen gelernt habe war die DDR und die deutsche Teilung relativ egal.

Wir sehen uns einfach als Gesamt-Deutsche. Außerdem ist es ein Thema über das wir kaum bis gar nicht reden. Vielleicht weil keiner von uns das wirklich miterlebt hat.

Was ich mich jetzt jedoch Frage ist ob das ein verbreitetes Phänomen ist oder ob das nur an meinem Umgang liegt.

Fühlt ihr euch eher als Ost/West-Deutsch oder eher einfach als Gesamt-Deutsch? Und in welcher Altersgruppe befindet ihr euch?

Vielleicht habt ihr auch eine ganz andere Meinung dazu?

Mich interessiert es und ich freue mich über jeden Beitrag dazu!

top 50 comments
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[–] Anekdoteles@feddit.de 33 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Ich lebe im (Nord-)Osten Deutschlands

Merkt man. Ein Mensch aus dem Westen würde so eine Frage gar nicht stellen. Das Ost-West-Ding ist ein rein ostdeutsches Phänomen. Das Ostdeutschsein ist für Ostdeutsche nämlich identitätstiftend, wohingegen es für Westdeutsche dazu einfach kein Gegenstück gibt.

[–] oliver@lemmy.ca 5 points 1 year ago (5 children)

In Norddeutschland-West und Bayern kein bisschen anders, nur unter anderen Vorzeichen.

Dass sich der Hamburger nicht mit dem Bayern identifiziert, macht komplett Sinn, die Abgrenzung ist keine andere als im Osten.

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[–] ladicius@lemmy.world 22 points 1 year ago (1 children)

Ich bin ein alter Wessi (fast 60) und hatte damals durch die Wiedervereinigung eigentlich nur Nachteile: Die Ostdeutschen haben den Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt und den Gebrauchtwagenmarkt ruiniert (die ersteren beiden durch massenhaften Umzug in den Westen, und die Autos wurden vom Osten quasi aufgesogen, da war jahrelang nichts mehr zu bekommen, höchstens zu horrenden Preisen). Dazu kam eine sehr "interessante" Mentalität der Sorte "das steht mir zu, ich gehöre doch jetzt zum reichen Westen", was uns Kapitalismusopfern der Unterschicht schwer auf den Sack ging - man bekam gar nichts geschenkt, gerade als Wessi nicht. Ossis gingen uns mit ihrer aufdringlichen Art echt auf den Sack, und dass da zwei arme Schichten gegeneinander ausgespielt wurden vom interessierter Seite und die Deppen auch noch Kohl wieder- und wiederwählten, machte das Ganze nicht besser. Ich bin immer noch der Meinung, dass die Wiedervereinigung richtig war, allerdings falsch durchgeführt wurde.

Zur Frage: Ich hab aus der Zeit immer noch Vorbehalte gegen unsere Neubürger... Ganz geringe, man merkt sie nicht mehr.

[–] rainynight65@feddit.de 8 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Naja, dazu muss man aber auch erwähnen, dass im Osten massiv Arbeitsplätze reduziert und Infrastruktur abgewickelt wurden - der Westen brauchte die Konkurrenz schließlich nicht. Wo sind also die hin, denen im Osten der Ast abgesägt wurde? Na Lego, dahin wo es Arbeit gab. Und der Westen hat sie mit Kusshand genommen, weil billiger.

Ich war 13, als die Wiedervereinigung stattfand. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich wirklich verinnerlicht hatte, was damals so alles bewusst falsch gemacht wurde. Meine Mutter hat jahrelang fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen gearbeitet, und eine ihrer letzen Reportagen war eine Nachlese von der Abwicklung des Kalibergbaus in Bischofferode - das war einfach nur perfide, was da passiert ist, und sowas ist damals im ganzen Osten abgezogen worden.

Das 'Begrüßungsgeld' war letzten Endes auch nur ein massives Stimulusprogramm für die westdeutsche Wirtschaft - war ja klar, wo die 100DM pro Person ausgegeben werden. Und wenn ich für jedes mal, wo mir ein Westler erklärt hat, dass bei uns doch "alles schlecht war", ohne jemals Fuß in den Osten gesetzt zu haben, eine Mark gekriegt hätte, dann würde es mir gar nicht so schlecht gehen.

Aber ich habe auch Leute aus dem ehemaligen Westen kennengelernt, die heute zu meinen besten Freunden gehören.

[–] Nacktmull@lemmy.world 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (2 children)

das war einfach nur perfide, was da passiert ist, und sowas ist damals im ganzen Osten abgezogen worden

Richtig, du sprichst hier einen der wichtigsten Aspekte der Wiedervereinigung an, der in der Diskusssion meist viel zu wenig beachtet wird. Die Zerschlagung und der folgende beispiellose Ausverkauf der DDR Betriebe an BRD Unternehmen war ein historisches und traumatisierendes Verbrechen an der DDR Bevölkerung und das sage ich als Westdeutscher.

[–] taladar@feddit.de 4 points 1 year ago (1 children)

Das war es sicherlich. Allerdings muss ich zugeben dass ich weniger Verständnis dafür habe wenn Leute im Osten das immer noch als eins der wichtigsten Ereignisse in ihrem Leben sehen 34 Jahre später. Das sind grob 3/4 eines Arbeitslebens und in dieser Zeit sind noch reichlich andere Dinge politisch passiert die tiefgreifende Veränderungen für die Bevölkerung zur Folge hatten. Seine Wahlentscheidungen in 2023 mit Ereignissen von 1990 zu begründen ist mehr als fragwürdig.

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[–] sirjash@feddit.de 1 points 1 year ago (2 children)

Hätten die Ossis doch nur ein demokratisches Mittel gehabt, um die dafür verantwortliche CDU-Regierung 1994 abzustrafen!

[–] rainynight65@feddit.de 4 points 1 year ago (1 children)

1994 war die Tragweite dieser desaströsen Politik für viele noch nicht abzusehen oder wurde verdrängt. Außerdem war das kollektive Sozialismus-Trauma und die daraus hervorgehende Anti-Links-Einstellung noch viel zu präsent, als dass ein Wahlerfolg einer Partei auch nur ansatzweise links der CDU denkbar gewesen wäre.

[–] Nacktmull@lemmy.world 1 points 1 year ago

Guter Punkt!

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[–] tryptaminev@feddit.de 20 points 1 year ago

Klares Ja. Ich bin nach der Wende geboren, mein ältestes Geschwisterkind ist noch in der DDR geboren.

Die Brüche durch die Wende haben meine Familiengeschichte sehr stark geprägt. Da sind die Trainerqualifikationen der Eltern im Sport, die pauschal im westdeutschen Verband abgewertet wurde, obwohl ihr Ausbildungsniveau höher als im Westen war. Da ist der Kampf um die Berufszulassung, die nur mit Nachschulung und Prüfung erlangt werden konnte, in denen einen "Besserwessis" von oben herab die Welt erklärt haben. Mit solchen Geschichten aufzuwachsen, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der Verlust an Solidarität und die Notwendigkeit "Ellenbogen raus" im Kapitalismus erst lernen zu müssen, hat meine Familie stark belastet und geprägt.

Das sind Sachen, die man als Kind in den Geschichten nur halb versteht, aber doch deutlich spürt, etwa in der "gemischten" Oberschule, wo das Einkommens- und Vermögensniveau der Westdeutschen Familien im Schnitt deutlich besser war, obwohl die Qualifikationen deutlich geringer sind. Oder im Sportverein, wo die Ostdeutschen deutlich eher bereit waren sich einzubringen und es als eine gemeinsame Aktivität erstanden haben, während viele Westdeutsche Eltern eher mit einer Dienstleistungmentalität rangegangen sind, obwohl der Vereinsbeitrag bei einem kommerziellen Anbieter keine vier Stunden bezahlt hätte.

Schließlich muss ich jetzt als junger Erwachsener auch immer wieder meinen Eltern erklären, dass sie in einem anderen Land aufgewachsen sind. Ich muss neben dem Studium arbeiten, während sie ein staatliches Stipendium bekommen haben. Förderung und Forderung durch die Professoren findet bestenfalls während der Abschlussarbeit oder in seltenen Projekten statt, aber sie sind nicht Teil der regulären Lehre. Bei der Bewerbung um eine Stelle muss man sich erstmal aufbauschen und als den tollsten Hecht im See verkaufen, bevor man im Bewerbungsgespräch langsam auf ein normales Niveau runtergehen darf. Wer sich nicht verkaufen kann, bekommt nichts. Wenn man sich im Freundes- und Bekanntenkreis gegenseitig hilft, muss man sehr genau darauf achten, dass man die Balance wahrt, weil viele Leute das nicht von sich aus tun, und nur nehmen ohne zu geben.

Und dann sind da noch die Großeltern, die die Wende nie richtig verarbeitet haben und sich in jeder Situation in die Opferrolle begeben "Ja guck mal die Ukrainer bekommen ja viel schneller einen Termin auf dem Amt und wir müssen 6 Wochen warten!" obwohl sie im Eigenheim sitzen und keine volglestopften Terminpläne haben...

Also auch wenn ich nach der Wende geboren wurde, merke ich es doch sehr deutlich in den Familienbiografien und -kulturen. Ich glaube es wird auch noch Generationen nachwirken, so wie der 2. Weltkrieg noch deutlich im Umgang mit Emotionen, "In die Arbeit flüchten, verschweigen und verdrängen, bis es nicht mehr geht." in Deutschland spürbar ist.

[–] herr@lemmy.world 19 points 1 year ago (1 children)

Wär für den Thread hier vllt ganz hilfreich, wenn die Leute sagen würden ob sie aus dem Westen oder dem Osten kommen. Glaube nämlich, Westdeutsche sehen sich viel seltener als solches als Ostdeutsche.

[–] ErgodicTangle@feddit.de 6 points 1 year ago (1 children)

In Westdeutschland sieht man auch kein Problem.

[–] oliver@lemmy.ca 4 points 1 year ago

So wie Männer Feminismus traditionell abwerten, weil wer braucht den schon...

[–] ErgodicTangle@feddit.de 16 points 1 year ago (1 children)

Weil bis jetzt nur Kommentare von im Westen aufgewachsenen Deutschen kamen hier ein alternativer Blick. Bin in Hessen aufgewachsen hab in Niedersachsen studiert und bin dann zur Promotion nach Dresden. Oberflächlich gibt es keine Trennung. Allerdings muss ich mir ne Menge Ostdeutschland Witze anhören wenn ich mit Freunden aus dem Westen unterhalte. Da wird sich dann auch fröhlich über den Dialekt lustig gemacht, und sind eh alles Nazis (sagen Leute aus der Hessischen Nazi Hochburg in der jüngst ein Politiker von einem rechtsradikalen ermordet wurde).

Persönlich würde ich gerne in Dresden bleiben, leider erwartet mich hier ein Gehalt, das ein Viertel niedriger ist als was ich in einer westlichen Großstadt bekommen würde.

Vorurteile und Benachteiligung sind allgegenwärtig, im Westen wird man damit aber nicht konfrontiert, weswegen es da wie Friede, Freude, Eierkuchen riecht

[–] Roflmasterbigpimp@lemmy.world 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Ich kann dir nicht ganz folgen um ehrlich zu sein. Hessen ist doch eins der "alten Bundesländer" oder nicht? Und wer wird jetzt von wen benachteiligt?

Und vor allem fühlst du dich eher als Ost/West-Deutscher oder als Gesamt-Deutscher?

[–] federalreverse@feddit.de 11 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Habe ich auch erst nicht, aber ich glaube es geht einfach darum, dass er:sie gerade eine ostdeutsche Wahlheimat hat und bei Heimatbesuchen mit einer Ladung Witze darüber konfrontiert wird.

[–] Roflmasterbigpimp@lemmy.world 3 points 1 year ago

Ahhh Achso! Ja gut okay das kann ich etwas nachvollziehen

[–] sinkingship@sh.itjust.works 16 points 1 year ago (1 children)

Nein, ich sehe mich nicht als West-Deutscher, aber um ehrlich zu sein fühle ich mich nicht mal Deutsch, sondern einfach Mensch.

Allerdings kann ich sehen, dass es nach wie vor Unterschiede in jeweils Ost und West gibt. Ein klassisches Beispiel wäre die unterschiedliche Bezahlung bei gleicher Arbeit.

[–] Shizu@lemmy.world 8 points 1 year ago (3 children)

Gleichzeitig gibt es aber auch unterschiedliche Bezahlung zwischen Nord und Süd. Wenn man in München arbeitet, ist das Gehalt in meiner Branche (IT Consulting) am Höchsten. Ich vermute die Gehälter sind allgemein den Lebenshaltungskosten angepasst, oder nicht?

Ich finde die ganze Ost/West Diskussion gehört in die Vergangenheit. Den Umfragen zufolge ist dieses Thema eines welches mit ihrer Generation ausstirbt. Viele der Leute, die den Mauerfall erlebt haben, fühlten/fühlen sich bis heute nicht integriert - deren Kinder jedoch kennen die Trennung Ost/West nicht, oder nur von Erzählungen.

[–] ErgodicTangle@feddit.de 10 points 1 year ago

Ich zahle in Dresden 500 Euro weniger Miete die restlichen Preise sind gleich, würde aber in der Privatwirtschaft rund 1000 Euro weniger verdienen. Da ist nichts angepasst man verdient im Osten einfach weniger.

[–] Boermund@feddit.de 2 points 1 year ago

Naja auf vielen Karten ist der Unterschied schon noch zu sehen. Ich bin nachwendekind und fühl das schon. Wir können nicht aufhören von Ost/West zu reden solange es diese Unterschiede noch gibt.

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[–] Spzi@lemm.ee 14 points 1 year ago

Ich treffe immer wieder Leute, für die ihre Kindheit im Osten, oder ehemaligen Osten ein wichtiger Erklär-Baustein für ihre Werte und Interessen ist. Nicht alle, aber manche. Ja, das hängt stark mit der Altersgruppe zusammen.

Kann mir auch vorstellen, dass das für Menschen aus dem ehemaligen Westen schwer nachvollziehbar oder auch nur sichtbar ist. Das könnte so ein Fall sein von "Ich sehe keinen Unterschied in Privilegien, weil ich privilegiert bin". Wie derselbe politische Vorgang für die einen eine "Wiedervereinigung" war, für die anderen eine "Annexion".

[–] Oozlebamboozle@feddit.de 14 points 1 year ago

Bin jetzt fast Mitte dreißig und im Osten aufgewachsen und den Großteil meines Lebens hier gelebt. In meiner Geburtsurkunde steht zwar noch DDR, ist mir persönlich aber ziemlich gleichgültig. Du hast schon Recht mit den 40+, ist laut meiner Wahrnehmung ähnlich. Die unter 40 haben nicht viel mit der DDR am Hut, der (meiner Meinung nach) große Teil unter 60 sah die DDR als positiv an (ich glaub als Kind und Jugendlicher hattest du ja nicht wirklich viel mit dem "System" am Hut). Hattest kostenlos Ganztagskita, gratis Verpflegung und regelmäßige (FDGB)-Landheimsfahrten (soweit ich weiß auch umsonst). Alles vom Alter darüber wird mit der Ost-Identität subversiver und schwieriger gleichzusetzen, da die Leute unterschiedlich mit dem System umgegangen sind.

Sehe ich mich als "Ostdeutscher"? Hmm, eigentlich nicht, noch nicht mal wirklich richtig als "Deutscher". Merke trotzdem aber manchmal, dass ich bei einigen Themen mehr in die Defensive gehe oder sogar dazu manchmal gedrängt werde mich als "Ostdeutscher" zu definieren. Wie meine ich das: Naja, nehmen wir das aktuelle Beispiel Rassismus. Ich hab schon hier und vor allem auf Reddit Aussagen wie "Naja der Ossi war schon immer bissl rechts, sagt schon meine Oma" oder ähnliches gehört. Dabei will ich unsere Probleme und den Umgang überhaupt nicht klein reden, aber wir müssen gerade mit den letzten offiziellen Studien (z.B. die Mitte-Studien) anfangen das ganze endlich als ein gesamtdeutsches Problem zu sehen. Für mich drängt sich leider häufiger das Gefühl auf, dass viele das noch als ein "Ostdeutsches Problem" verkennen und mit "Ach, Sachsen" kann man sich wieder auf die Schulter klopfen, dass man "im Westen" die Probleme nicht habe. Und dabei kenne ich viele wunderbare Menschen aus Dresden, Chemnitz, Leipzig und Erfurt die eben nicht so sind und doch häufig mit abgestempelt werden. Hier fühle ich mich zumindest öfter als "Ossi", damit man auch zeigen kann, so ist man hier eben nicht überall.

Und jetzt zu deinem Punkt "Reden wir vielleicht zu wenig darüber": Meiner Meinung nach ja. Hat bei uns schon in der Schule begonnen, wo dreimal ausführlich die Nazizeit, Machtergreifung etc. behandelt wurde (wichtig natürlich!), jedoch kaum die DDR und die zwei Systeme, bzw. die Wende. Dabei ist ein Großteil der heutigen Zerwürfnisse in Deutschland genau darauf zurückzuführen. Egal ob unterschiedliches Lohnniveau, Lebenserhaltungskosten, Ukrainekrieg, AfD etc. Vieles davon beruht auf die unterschiedliche Sozialisierung in Ost/West und der Umgang nach der Wiedervereinigung damit. Für den Westen hat sich nämlich nichts verändert, für den Osten alles. Und das ist (meiner Meinung nach) nie ordentlich aufgearbeitet worden, weshalb ich auch nicht sagen würde, dass die Wiedervereinigung abgeschlossen ist. Und je eher das auch Politiker begreifen, desto schneller können wir zu ner Lösung übergehen. Denn ich bleib dabei: Wenn z.B. eine SPD (dessen Ursprung ja in Sachsen ist) sich offen hinstellen würde und sagt: "Okay Leute, wie die Wende abgelaufen ist, war Scheisse und wir hätten vieles besser machen können. Anhand der folgenden Punkte wollen wir das endlich die nächsten 5 Jahre nachholen", würden wir aktiver die AfD und Wagenknechte im Osten bekämpfen. Denn momentan greifen diese Leute mit großen Erfolg diesen "Ostfrust" auf und rühren noch ne kräftige Kelle Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit unter.

[–] Jumi@lemmy.world 13 points 1 year ago (2 children)

Als geborener Bayer gibt's für mich kein West und Ost sondern nur Bayern (aber auch nicht alles davon) und Restdeutschland. /j

[–] ichmagrum@feddit.de 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Als geborener Niedersachse gehts mir genauso! Bayern ist ... anders.

[–] Quittenbrot@feddit.de 2 points 1 year ago (1 children)
[–] Jumi@lemmy.world 1 points 1 year ago

Wer weiß...

[–] WuergerLarsDietrich@feddit.de 10 points 1 year ago (1 children)

Nö fühl mich nicht Ostdeutsch. Hab die DDR ja aber auch nie bewusst erlebt. Und deswegen hat OP denk ich einen guten Punkt, jedem der jünger als 40 ist wird es ja so gehen wie mir.

Allerdings müssen wir mal schauen ob es nochmal 33 Jahre dauert eh man hier im Osten das selbe verdient wie die Kollegen aus den alten Bundesländern.

Und natürlich sieht man auf ner Karte ganz gut wo vor der Wende keinerlei Aufarbeitung der Nazizeit stattfand.

[–] Chariotwheel@kbin.social 6 points 1 year ago

Ich hatte so nen Hals. Als ich noch bei meinen Eltern in Hamburg gewohnt habe wurden mal die Häuse renoviert und die Bauarbeiter waren alles Ostdeutsche weil man die billiger bezahlen konnte. Gleiches Können, gleiche Leistung, aber gleiches Geld? Ne ne.

[–] De_Narm@lemmy.world 10 points 1 year ago

Bin um die 30 und habe die ersten 20 bis 25 Jahre im Osten verbracht, bin dann immer weiter in den Westen gezogen. Die Teilung gab es für mich nie, bzw. nur für Witze. Ich wurde in all den Jahren im Westen noch nie Ossi genannt bzw. als solcher erkannt, es interessiert eigentlich niemanden mehr.

Auf der anderen Seite gibt es genug Karten, die noch eine Grenze zeigen und ich bin heilfroh aus dem Osten raus zu sein und werde nie mehr freiwillig zurück ziehen. Insbesondere bei den AfD Ergebnissen dort wird mir ganz anders. Was Schade ist, ich habe Dresden geliebt.

[–] foopac@discuss.tchncs.de 8 points 1 year ago

Bin in Ostdeutschland aufgewachsen und später nach Bayern (OK, Unterfranken) und dann nach Hessen. Hab mich selbst als Kind in den 90ern nie ostdeutsch gefühlt. Ich konnte Kinderschokolade in dem kleinen Hinterhof Laden in meinem Dorf kaufen, es gab morgens jeden Tag nesquik und im Fernsehen lief der selbe Schrott wie heute.

Natürlich kamen von der Generation meiner Eltern auch gerne mal "Wessi" Sprüche. Dafür durfte ich mir im Westen dann "Ossi" Sprüche anhören.

Die "Mauer" in meinem Kopf hat sich aber erst mit der Zeit materialisiert, nachdem in den Medien diese immernoch freudig als Unterscheidung rangezogen wurde. Ob das in vielen Fällen berechtigt oder unberechtigt passiert, kann und will ich hier nicht beurteilen.

[–] federalreverse@feddit.de 8 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Fühlen würde ich mich lieber europäisch als alles andere. Aber das ist gerade ein bisschen schwierig. Anders als in den 2000ern wird in Europa gerade nicht so viel besser (nur gefühlt?). Ich finde die Zugehörigkeit zu einem Staat/einer Region aber nicht zentral identitätsstiftend. Insofern komme ich wohl damit klar.

Man darf sich aber schon klar sein, woher man kommt, welche Vorurteile das hervorruft, welche Privilegien und welche Nachteile man ggf. dadurch hat.

Insbesondere sächsische Dialekte haben bei sehr vielen Westdeutschen eine negative Konnotation, und zwar selbst dann, wenn die Person irgendein bayerisches Kauderwelsch/tiefstes Kölsch/... spricht. (Westdeutsche Comedians, die sich an "Sächsisch" ausprobieren, dürfen das übrigens gern sein lassen.)

[Und ja, bin ostdeutsch.]

[–] Roflmasterbigpimp@lemmy.world 6 points 1 year ago (1 children)

Also du fühlst dich sogar eher als Europäer? Ich hab auch schon ein paar Leute aus Frankreich, England und Italien getroffen. Und wir waren sehr überrascht wie sehr man sich doch ähnelt.

Würdest du mir vielleicht noch verraten in welcher Altersgruppe du dich bewegst? (Musst du natürlich nicht, wenn du nicht magst)

[–] federalreverse@feddit.de 7 points 1 year ago

Ich darf auf die Ü30-Party, aber sie würden meinen Ausweis kontrollieren. :)

[–] catharso@discuss.tchncs.de 8 points 1 year ago

nüüp

ich hab mich nie getrennt gefühlt.

auch nicht, als damals zwei frisch geflüchtete "ossi" -kinder in meine grundschulklasse kamen.

normale jungs, die ne weile bissl witzig gesprochen haben, aber dann war ja schon bald die wende, und irgendein weit entferntes, vages leid war zu ende 🤔

[–] hstde@feddit.de 7 points 1 year ago (1 children)

Zu mir: Anfang 90er in MV geboren. In MV aufgewachsen und zur Schule mit Abi. Anfang der 2010er nach Jena, Thüringen, zum Studium. Dort dann auch gearbeitet. Jetzt wieder zurück nach MV um dichter bei der Familie zu sein.

Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll bzw als was ich mich fühle. Ich bin zwar Ossi born and raised, aber ich schaue schon immer mit erschrecken auf die immer tiefer hängenden rechten und rechtsextremen Wahlplakate je weiter man aus größeren Städten aufs Land kommt.

In meiner Kindheit habe ich mit meinem Eltern Recht viel Urlaub in Reinland-Pfalz und Oberfranken gemacht, genauso aber auch in der Tschechei.

Ich fühle mich wie ein Kind der Trennung, überall ist es schon schön und man könnte gern da bleiben, aber nirgendwo gehörst du so richtig hin.

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[–] sebsch@discuss.tchncs.de 6 points 1 year ago

Ich wohne in Berlin. Hier in der Stadt fühlt man den Unterschied noch recht stark.

Als Student lebte ich in einem eher schlecht entwickelten Kiez im Osten. Dort war Verwahrlosung Seit an Seit mit faschistisch geprägten Männerbünden zu spüren. Inzwischen lebe ich im früheren Westen bei Schöneberg. Auch hier ist nicht alles Zucker, aber es existieren Strukturen um Menschen aufzufangen die wirtschaftlich oder gesundheitlich abgestürzt sind. Das macht einen großenUnterschiedd.

Also ja es gibt definitiv Unterschiede, es liegt auch nicht nur an den Betroffenen aber es haben sich im Osten Seilschaften gebildet, die Angebote und Teilhabe an demokratischen Prozessen ersetzen und bestehende sehr erfolgreich unterwandern.

[–] k1ng1337@feddit.de 6 points 1 year ago

Ich bin 34 und in Westdeutschland aufgewachsen. Da war Ost und West irgendwie nie ein Thema. Auch abwertende Begriffe sind mir nicht aufgefallen. Ich kenne Leute in Hessen an der Grenze zu Thüringen, dort war das alles viel präsenter. In West-Berlin ist es mir lange Zeit auch nicht all zu präsent vorgekommen, im Osten Berlins dann schon eher, auch bei jüngeren Leuten. Habe also sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

[–] mhmmm@feddit.de 6 points 1 year ago

Anfang 30, in Ostdeutschland geboren, aufgewachsen und weiter dort (wenn auch anderes Bundesland) - und hab mich nie Ostdeutsch gefühlt, bis ich studieren gegangen bin und das erste Mal wirklich intensiv "Westdeutsche" meines Alters getroffen habe. Da musste ich mir dann eingestehen, dass meine Lebensrealität und was ich für "normal" halte, sehr von der DDR-Vergangenheit der mich erziehenden Generationen (Eltern, Großeltern, Lehrer, Erzieher), der Wende und ihren Nachwehen geprägt waren.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang das Buch "Nullerjahre" - die Spezifika sind auf vielen Ebenen anders, aber in dem beschriebenen Lebensgefühl der nächsten Generation nach den Wendekindern hab ich mich sehr wiedergefunden.

[–] Wutchilli@feddit.de 5 points 1 year ago

Auch wenn ich in MV aufgewachsen bin fühle ich mich nicht Ostdeutsch. Ich glaube dadurch dass ich als Jahrgang 2001 wirklich nichts mehr von der DDR oder der Wende erlebt habe ist das einfach kein Thema für mich. Was ich natürlich mitbekomme ist wie besonders die Älteren in meinem Umfeld im Handwerk (also die die während der Wende das Nachsehen hatten) sich noch relativ stark mit der DDR identifizieren und den Wessi noch teilweise als Feindbild haben.

[–] Chariotwheel@kbin.social 5 points 1 year ago

In Sachsen aufgewachsen, teils in Dresden, teils auf dem Lande. Seit 14 Jahren in Hamburg.

Ich würde mich Hamburger nennen, weil ich hier lebe, aber meine Jugend in Sachsen hat mich schon sehr geprägt. Wenn ich mich entscheiden würde, bin ich eher Ossi. Da meine Eltern Vietnamesen sind, wird das Ossi sein meistens vom Ausländisch aussehen überstrahlt und so kann ich mir sehr viel anhören was Westdeutsche über Ostdeutsche zu sagen hat. Es ist eine der akzeptierten Gruppen wo man einfach drüber hin weg ziehen kann.

Nicht besser gemacht durch die rechte Situation, aber auch nicht nur deswegen.

[–] ichmagrum@feddit.de 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Fühlt ihr euch eher als Ost/West-Deutsch oder eher einfach als Gesamt-Deutsch? Und in welcher Altersgruppe befindet ihr euch?

Als Westdeutscher aus dem Nordwesten ist Ex-DDR oder nicht für mich kein Thema, höchstens in dem Sinn, dass Deutschland unterschiedliche Regionen hat - die Leute mögen in Sachsen etwas anders drauf sein als hier, aber das sind sie ja auch in Bayern, BaWü oder im Rheinland (besonders zur Karnevalszeit).

Bei älteren Generationen kann das aber natürlich noch etwas ganz anderes sein - wenn man zur DDR-Zeit im Berufsleben war, war die Wende oft ein großer Schnitt (und auf individueller Ebene nicht immer zum Besseren).

[–] Sodis@feddit.de 4 points 1 year ago

Bin aus dem Osten, fühle mich aber nicht als Ostdeutscher. Hat aber nichts daran geändert, dass andere mich als Ostdeutschen sehen. Vermutlich auch aufgrund eines leichten sächsischen Dialekts.

Und in Diskussionen hier zur AfD wird auch oft über Ostdeutsche verallgemeinert und auf sie herabgeschaut. Es wäre schön, wenn die Trennung wirklich überwunden wäre, aber davon sind wir noch ein paar Generationen entfernt.

[–] Arbic@feddit.de 2 points 1 year ago

Ok das hätte ich auch anders formulieren können. Diese stereotype Gruppe Menschen, die denken sie würden Bayern repräsentieren, mag ich einfach nicht.

[–] Ooops@kbin.social 1 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Nein, ich fühle mich nicht als Westdeutscher, sondern als Deutscher. Das selbe gilt für Freunde und Bekannte, die im Osten geboren oder aufgewachsen sind oder solche, die jetzt im Osten leben.

Und dann muss ich zufällig irgendwo nach Ostdeutschland und es nicht ein kurzer Trip in eine Großstadt... und da trifft man plötzlich keine Deutschen mehr, da leben die benachbarten Ossis. Ausgeprägtes Opfersyndrom und an allem, was bei ihnen schief läuft sind die bösen Wessis Schuld, die ihnen wegnehmen, was ihnen zusteht, nicht viel Ahnung von Fakten aber ganz groß in (rechten) Narrativen, das übliche halt.

Und das interessanteste... wenn ich weiter und über die Grenze fahre, ändert sich nur die Sprache und aus den bösen "Wessis" werden "Deutsche". Ansonsten gibt's exakt die selben Narrative, die selbe rechte Einstellung, es sind die selben armen Opfer, die von den bösen Wessis/Deutschen ausgenutzt werden, die in Wirklichkeit an allem Übel dieser Welt schuld sind.

Kurzum: In meinen Augen ist es eine Wahl. Du kannst Deutscher sein (oder im Falle unsere Nachbarn Europäer) oder du kannst dich in deine (von anti-westlichen ehemaligen Soviet-Narrativen induzierte) Opferrolle einwickeln und die Ungerechtigkeit der Welt, die dich hasst, zu deiner gesamten Identität machen. Meist inklusive einer Märchenversion von früher, bevor die bösen Wessis (oder Deutschen) kamen und alles kaputt gemacht haben. Ein erschreckend großer Teil entscheidet sich dafür.

EDIT: Hab mir jetzt mal die Zeit genommen, die anderen Antworten hier zu lesen. Und es paßt wie Arsch auf Eimer. Die, die sich laut eigener Angabe als Ostdeutsche fühlen, sind primär damit beschäftigt zu jammern und zu meckern. Aber nicht etwa über ihre Benachteiligung (und wenn doch, dann nur ganz nebenbei) oder wirtschaftliche Tatsachen, sondern primär über die bösen Wessis (alle dumm, alle unterqualifiziert aber wollen uns klugen Ostdeutschen, die alle eigentlich so viel qualifizierter sind, erklären wie die Welt funktioniert und uns klein halten...). Es ist zum Heulen.

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[–] Nacktmull@lemmy.world 1 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Ich bin jetzt 42 und Ost/West hat mich noch nie interessiert. Ich fühle mich als Hamburger schon mein Leben lang "Nord" und kulturell in Opposition zu "Süd", also Lederhosenträgern und anderen der deutschen Sprache nicht mächtigen, inzüchtigen Gebirgs-Stämmen. Norddeutschland ended dabei für mich übrigends an der Elbe, alles jenseits davon ist für mich Süddeutschland!

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