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Mein Take hierzu:

Natürlich ist Mannheim schlimmer, einfach, weil es dort einen Toten und mehrere Verletzte gab. Und das ist das gefährliche, was Kubicki (den ich trotz seiner oft schwer erträglichen Entgleisungen irgendwie immernoch versuche zu mögen) da tut: er relativiert und vergleicht Dinge, die nicht verglichen gehören. Demnach wäre es auch okay, ein Asylantenheim anzuzünden, weil es gab ja den 11. September. Ja, das ist zynisch und polemisch, genau das, was so eine Aussage wie die von Kubicki im Endeffekt bewirkt.

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[–] Emotet@slrpnk.net -5 points 5 months ago (5 children)

er relativiert und vergleicht Dinge, die nicht verglichen gehören

In der Theorie und rein moralisch betrachtet sind das unterschiedliche Dinge, das ist richtig. In der Praxis sieht es aber, zumindest meiner Meinung nach, anders aus:

Einem Großteil der Bevölkerung geht es seit Jahren zunehmend schlechter. Das hat viele Faktoren: Wirtschaft, Pandemie, Krieg(e). Das Ungerechtigkeitsgefühl ist groß, die Politikverdrossenheit meist noch gößer. Das Volk fühlt sich weder repräsentiert noch ernst genommen.

Vor diesem Hintergrund des Dauerstresses kommt es nun seit Jahren immer wieder zu solchen Meldungen: Messerstecherei hier, Gruppenvergewaltigung da, Kalifatherbeirufung en masse dort. Ein signifikanter Teil erlebt diese Nachrichten und fragt sich, nicht ganz zu Unrecht, wie das weitergehen soll und fühlt sich persönlich bedroht. Überspitzt stellvertretend ausgedrückt: "Wir lassen die seit vielen Jahren in unser Land, finanzieren ihnen mit unseren Steuern das Leben und im Gegenzug müssen wir solche Untaten tolerieren und in Angst leben? Wo bleiben denn die Ärzte und Ingenieure, wir kriegen doch höchstens Raketenwissenschafter aus Palästina. Wir müssen was tun, bevor es zu spät ist!"

Da ist es vielen auch eher egal, dass es so viele Erfolgsgeschichten zur Integration gibt. Es ist egal, dass genau diese Feindseligkeit gegen eine ganze Bevölkerungsgruppe das Ziel vieler solcher Attacken ist. Es ist egal, dass viele Moslems diese Taten ebenso als abscheulich empfinden. Die Politik soll endlich hart durchgreifen, ihr Volk schützen und eine harte Linie fallen. Genug ist genug!

Dabei wird natürlich ignoriert, dass es keine einfache Antwort gibt. Wir sind schließlich keine Diktatur, sondern eine Demokratie mit mehr oder weniger funktionalem Rechtssystem. Deportationen sind teilweise schwierig bis quasi unmöglich, Aktion statt Reaktion oft nicht Teil unseres Systems.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass viele Leute willentlich oder, weil sie es nicht besser wissen, die Vergleiche ziehen und sich bedroht fühlen. Die extremen Parteien bieten einfache Antworten auf kritische Fragen, die sonst kaum eine Partei offen ansprechen will. Ob diese Antworten auch nur annähernd realistisch sind und ob sonstige Positionen der eigenen entsprechen, wird oft unwichtig.

[–] EddyBot@discuss.tchncs.de 21 points 5 months ago

Einem Großteil der Bevölkerung geht es seit Jahren zunehmend schlechter. Das hat viele Faktoren: Wirtschaft, Pandemie, Krieg(e). Das Ungerechtigkeitsgefühl ist groß, die Politikverdrossenheit meist noch gößer. Das Volk fühlt sich weder repräsentiert noch ernst genommen.

Deswegen ist Austeritätspolitik wie ihn die FDP fährt Gift für die Demokratie, nachgewiesen in mehreren Studien

Gepaart mit konstanter Panikmache aus dem Axel Springer Verlag und seriöse Medien welche unterhinterfragt Polizeimeldungen verbreiten, muss man sich eigentlich fast nicht mehr wundern warum eigentlich die AFD im Höhenflug ist

[–] Don_alForno@feddit.de 6 points 5 months ago (2 children)

Einem Großteil der Bevölkerung geht es seit Jahren zunehmend schlechter. Das hat viele Faktoren: Wirtschaft, Pandemie, Krieg(e). Das Ungerechtigkeitsgefühl ist groß, die Politikverdrossenheit meist noch gößer. Das Volk fühlt sich weder repräsentiert noch ernst genommen.

Beobachtung korrekt, Schlussfolgerung katastrophal. Denn die Konsequenz ist anscheinend die Wahl derer, die genau daran schuld sind.

[–] cows_are_underrated@discuss.tchncs.de 5 points 5 months ago (1 children)

Das ist dem Wähler ja egal. Viele Leute wollen halt einfache Antworten(die sind die Bösen, daran liegt es, Personengruppe A ist alleinverantwortlich). Das einfache Antworten aber oft auch einfach scheiße sind sehen die nicht. Die AfD(bzw andere Populistische Parteien) haben es verstanden, das Bedürfnis nach so einfachen Antworten zu befriedigen. Mit verschiedensten Populistischen Mitteln schafft man es einfache Antworten Medienwirksam unters Volk zu bringen und damit all jene abzuholen welche genau solche einfache Antworten haben wollen. Dass die Parteien oft selber Schuld an den angesprochenen "Problemen" sind erzählen die aber nicht. Zudem ist es so, dass Populistische Aussagen immer mehr Reichweite erzeugen als die Fakten.

[–] Don_alForno@feddit.de 3 points 5 months ago

Das ist noch so ein Punkt, der mich ärgert. Links will immer fair spielen, bloß nicht als zu extrem wahrgenommen werden, immer betont seriös.

Warum kann man auf Lindners Spardiktate nicht einfach mal mit der Frage kontern, warum der Finanzminister nicht mehr Steuerfahnder einstellt und lieber reiche Steuerhinterzieher schützt?

Warum kann man Merz, wenn er was von Brandmauer quatscht, nicht mal einfach fragen, wo die Parteiausschlussverfahren gegen seine Thüringer Parteifreunde bleiben? Oder ob er bei 2,7 Mio Arbeitslosen vs < 1 Mio sofort verfügbaren Stellen eigentlich in der ersten Klasse bei den Grundrechenarten gefehlt hat, wenn er meint, die faulen Verweigerer wären irgendwie unser Problem?

Ich mag es ja auch nicht, aber wenn man verkürzte Stammtischparolen braucht, um bei den Leuten anzukommen, dann gebt ihnen die halt.

[–] Emotet@slrpnk.net 1 points 5 months ago (1 children)

Kannst du das ausführlicher darstellen?

[–] Don_alForno@feddit.de 15 points 5 months ago* (last edited 5 months ago) (2 children)

Das Ungerechtigkeitsgefühl steigt, weil tatsächlich alles immer ungerechter wird.

Der Grund sind aber nicht Migranten, sondern dass die arm-reich Schere immer weiter aufgeht, die Infrastruktur vergammelt, während Geld für Steuergeschenke an Reiche immer da ist, man die Anzahl der Steuerprüfer immer weiter reduziert (wodurch Unternehmen Milliarden an Steuern "sparen"), sich der Finanzminister angebliche Investitionsquoten schön rechnet und wir gleichzeitig dringend nötige Investitionen unterlassen.

Es gibt keine Erbschafts- und keine Vermögenssteuer auf hohe Vermögen, aber die Mehrwertsteuer auf Gas musste wegen der Schuldenbremse wieder steigen (direkter Inflationstreiber).

Man erzählt uns was von Reallohnsteigerungen, die aber nur im Vergleich zum Vorjahr existieren, nachdem sie davor mehrere Jahre gefallen sind.

Den Mindestlohn auf ein tatsächlich existenzsicherndes Niveau anzuheben geht natürlich auch gar nicht, da gehen ja alle Unternehmen pleite. Dass man uns das schon bei der Einführung des Mindestlöhne erzählen wollte, was sich als grundfalsch herausgestellt hat, ist völlig egal, wir zitieren die gleichen Lügner weiter.

Die Energie- und Mobilitätswende, die richtig durchgezogen direkte Entlastungen für die Bevölkerung bedeuten würden (Strom aus Erneuerbaren ist viel günstiger als aus Gas) kommen nicht voran, weil sie an allen Ecken ausgebremst werden, damit sich die Fossilindustrie noch etwas die Taschen füllen kann. Währenddessen saufen schon wieder Landstriche ab, u.a. weil man am Hochwasserschutz gespart hat, und was von Pflichtversicherungen fantasiert (das wäre einfach nur ein riesiges Subventionsprogramm für private Versicherer). Überall wird am Gemeinwohl gespart und Geld in die Taschen weniger Privater umgeleitet.

Die Leute sind unzufrieden, weil sie dazu allen Grund haben. Sie ziehen aber daraus den Schluss, dass noch ärmere Menschen ihnen was wegnehmen, wobei es in Wahrheit weitaus wohlhabendere Menschen sind, die genau das tun. Aber es steigen die Umfragewerte der Parteien, die genau diesen Menschen noch mehr in die Taschen stecken werden, wenn man sie lässt.

Edit: Typo

[–] Teppichbrand@feddit.de 6 points 5 months ago

Hut ab, richtig gut abgeliefert!

[–] Emotet@slrpnk.net 2 points 5 months ago

Exakt meine Position, geht aber nur bedingt auf den Punkt ein, den ich machen wollte: Den Leuten geht es schlecht, also sind sie noch sensibler für Ungerechtigkeitsempfinden. Es ist für viele einfacher, nach unten anstatt nach oben zu schauen, dass etablierte Parteien das Thema Extremismus nur sehr zaghaft, wenn überhaupt, angehen und ein Großteil der Bevölkerung das Gefühl hat, dass sie zusätzlich zur Schere zwischen arm und reich auch noch beim Thema Sicherheit von der Regierung alleine gelassen werden.

[–] brainrein@feddit.de 3 points 5 months ago

Du kannst doch davon ausgehen, dass wenn es so vielen Biodeutschen so schlecht geht, dann geht es noch mehr Migranten noch schlechter. Die haben also noch größeren Stress. Sie werden täglich angefeindet von irgendwelchen dummdeutschen Wichsern. Es wird Dankbarkeit von ihnen erwartet, dafür dass sie hier (noch) nicht in Lager gesteckt werden.

Keiner weiß bisher, was die Motive hinter dem Angriff waren, außer dir und Kubicki. Du "weißt" offenbar, dass solche Angriffe das Ziel haben, Feindseligkeit gegen die Migranten zu erzeugen. Kommt mir ähnlich undurchdacht vor wie: Die hassen unsere Freiheit.

Was wir alle wissen könnten ist, dass der Angegriffene es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Hass auf Muslime zu schüren (also nicht der Polizist sondern das ursprüngliche Ziel).

Es wird aus der Mitte dieser Gesellschaft gegen Muslime gehetzt (und Dunklerhäutige). Sie sind gemeint mit den Ausländern im Sylt-Gesang.

Die Rechtsextremen sprechen es nur offen aus. Und bei beiden geht es ums Teilen und Herrschen.

Die Profiteure der gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten sind die Eigentümer von Kapital.

Die richtige Antwort wird wird nur von den Linksextremen gegeben: Wir müssen den Kapitalismus überwinden.

Davon fühlen sich die Eigentümer dieses Staates bedroht und hetzen die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander.

Deshalb werden Vorfälle wie der in Mannheim von den Rechten ausgeschlachtet.

[–] cows_are_underrated@discuss.tchncs.de 3 points 5 months ago (1 children)

Ich verstehe ehrlich gesagt die Runterwählis nicht. Was ist an dem Kommentar jetzt do offensichtlich falsch/schlecht?

[–] Emotet@slrpnk.net 2 points 5 months ago

Ich schätze mal, dass so mancher den Kommentar nicht richtig lesen (will) und aus irgendwelchen Gründen denkt, dass ich, statt meine Sichtweise auf rechte Politik zu schildern, selbige vertrete. Der Rest ist dann Schwarmverhalten.

[–] WallEx@feddit.de 2 points 5 months ago

Du sagst der Vergleich haut in der Realität hin, redest dann aber von anderen Themen. Angst in der Bevölkerung zB. Darum ging es in seiner aussage nicht. Schön, dass du ihm zugestehst, das so gemeint zu haben, ich sehe ihn als Polemiker und mittlerweile auch Populisten.