this post was submitted on 19 Jun 2023
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Deutschland
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Sammelbecken für deutsche Kartoffeln und ihre Geschichten über Deutschland.
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Chemiebranche: Jeder ist sich einig, dass Deutschland abgehängt wurde und wir den Wasserstoff-Zug abfahren sehen. Während bei uns weiter die Effizienzsau durch die Dörfer getrieben wird, machen andere Länder einfach. Linde ist hier auch sehr nahe dran und die Diskussionen sind teilweise sehr ernüchternd.
Dazu kommt das PTFE Debakel und die Idiotie der EU/Deutschland bezüglich dessen und was das für tausende von Jobs bedeutet - und was es für die Umwelt bedeutet.
Welche Länder sind denn gerade so ganz gut beim Wasserstoff dabei, und was machen die anders?
Norwegen, Finnland, Japan, Dubai und die UAE, Südafrika hat auch gerade 1,5 Mrd. angekündigt...
Sieht so aus als wenn es dort hauptsächlich um Gewinnung und Transport von Wasserstoff geht. Bliebe für Deutschland ja noch die Möglichkeit Maschinen die den Wasserstoff dann nutzen bereitzustellen und zu exportieren. Aber da ist ja im Moment auch noch keine große Dynamik drin und soweit ich weiß geht China auch in die Richtung.
Das kommt drauf an. Die Chemieindustrie braucht erhebliche Mengen Wasserstoff in der Zukunft (und tatsächlich auch sehr viele Stoffe, die darauf basieren, allein hier im Chemiedreieck Bayern ist Wasserstoff der "Grundstoff" für min. 10 Produkte, die wiederum Grundstoff für andere sind - und das wird steigen, weil andere Produkte 100% Fossile Grundstoffe haben, die eben auch weg sollen, müssen und weg kommen werden - dauert aber seine Zeit solche riesigen Prozesse umzustellen). Die Stahlindustrie braucht genau so viel Wasserstoff und zum Heizen (als Erdgas ersatz) brauchen wir es auch. Und das ist "nur" Deutschland.
D.h. den ganzen Strom, den wir für BEVs zusätzlich brauchen werden, brauchen wir eigentlich für unsere Industrie. Und die Industrie ist in Deutschland mit über 40% der größte Verursacher von Treibhausgasen. Die 15% für den Verkehr lassen sich nur decken, wenn wir alle Dächer und alle freien Flächen mit Photovoltaik und Windenergie zupflastern. Dazu kostet es unheimlich viel Geld, was nichts bringt, weil die Wirtschaftlichkeit von beidem in Deutschland einfach um den Faktor 10 schlechter ist, als z.B. in Chile, Südafrika oder anderen ecken der Erde, die mehr Wind und Sonne haben.
Strom in Form von Wasserstoff, Ammoniak oder auch Synthetischen Kohlenwasserstoffverbindungen lässt sich entweder überhaupt transportieren, oder eben tatsächlich sogar leichter. Norgwegen, Finnland und auch Irland spielen in Zukunft da eine extrem große Rolle - aber inhomogene Abhängigkeiten von Ländern, die komplett gegensätzliche Ansichten in Politik und allgemeinem "Mensch-Sein" ist auch keine gute Idee, denn die Wirtschaft inkl. Maschinenproduktion ist halt existentieller Bestandteil von Deutschland. Sprich - die Gewinnung und der Transport von Wasserstoff oder einem darauf basierenden Produkt ist das wichtigste im moment. Und auch wenn wir technisch da ganz vorne mit dabei sind (die effizientesten Elektrolyseure mit deutlich über 90% kommen aus Deutschland, inkl. Kompressoren und Speichertechnik) - in die eigentliche Produktion wurde viel zu wenig investiert. Das ganze Geld, was in Batterietechniken geflossen ist, wäre meiner Meinung in dem Thema sehr viel besser aufgehoben. Da ist aber zum großen Teil die Industrie selbst schuld dran. China hat da den "Vorteil", dass da die Politik mehr diktieren kann. In den USA sieht das wieder anders aus, die sind jetzt auch MASSIV am investieren - allerdings ist es da die Industrie. Ergo: Wir müssen die Beine in die Hand nehmen und gucken, dass wir den Zug noch erwischen.
Ich find deine Aussage "Strom den wir in BEVs stecken brauchen wir für die Industrie [um Wasserstoff herzustellen]" etwas problematisch. Am besten wäre natürlivh so viel wie möglich Verkehr auf die Schiene zu legen, aber ungeachtet dessen gibt es ja trotzdem Anwendungsfälle für den Individual- und Lastenverkehr auf der Straße. Der muss irgendwie angetrieben werden. So wie ich das sehe geht das entweder mit Strom oder mit Wasserstoff. Und wenn wir uns schon den Strom für BEVs nicht leisten können, können wir ihn uns für Wasserstoff-Fahrezeuge (wo sie nicht unbedingt nötig sind) erst recht nicht leisten (da BEV der effizientere Einsatz von Energie sind).
Oder misinterpretiere ich hier deine Aussage?
Edit: hier eine sehr nette Aufsatz-Serie zur Energiewende, wo das u.a. auch thematisiert wird