this post was submitted on 04 Aug 2023
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Deutschland
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Sammelbecken für deutsche Kartoffeln und ihre Geschichten über Deutschland.
Nicht zu verwechseln mit !dach und !chad.
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Ich verstehe einfach nicht, warum Deutschland nicht bereits vorhandene Konzepte aus anderen Ländern übernimmt und / oder anpasst. Hier in Schweden ist beispielsweise BankID standard. Das ist eine App die zusammen mit dem Bank Konto eingerichtet wird und mit der man sich dann bei so ziemlich allem autentifizieren kann.
Bin Anfang des Jahres nach Schweden ausgewandert und musste in dieser Zeit exakt 3 mal aufs Amt. Einmal um mich für meine Personnummer anzumelden, einmal um die ID Kort zu beantragen und einmal um die ID Kort abzuholen. Danach noch ein Termin bei der Bank für Bank Konto und BankID und das wars.
Für alles andere bieten die verschiedenen Ämter eServices an bei der man seine Personnummer angibt und in der BankID bekommt man eine Autentifizierungs-Notification die man mit PIN, FaceID o.Ä. bestätigen muss. Und das funktioniert genau so wenn man telefonisch etwas klären will bei dem man nachweisen muss, dass man derjenige ist der man behauptet zu sein. Man gibt seine Personnummer durch und erhält wieder die Notification in der BankID App.
Außerdem wird die BankID von verschiedenen FIrmen auch als Login verwendet. Beispielsweise bei Telia (Mobilfunkanbieter) gibt es keine E-Mail Adresse und Passwort sondern nur Personnummer und BankID. Und auch die Handynummer scheint wohl damit verknüpft zu sein, sodass ich ohne hickhack meine Handynummer von Provider A zu Provider B übertragen kann.
Langer Rede kurzer Sinn: Es gibt funktionierende, ausgiebig getestete Lösungen die seit vielen Jahren von mehreren Millionen Menschen benutzt werden um den Bürgern die nutzlosen Amtsbesuche zu ersparen. Man muss keine Milliarden von Euro investieren um das Rad zum 1000. Mal neu zu erfinden.
Irgendein Reddit User hat es mal wirklich gut auf den Punkt gebracht: "Deutschland ist ein Museum der 90er Jahre." Und mit solchen Aktionen wird der Abstand zum Rest der Welt immer größer. Ich persönlich genieße es doch mehr im 21. Jahrhundert zu leben.
Wie war so der Prozess des Auswanderns? Wenn das hier so dumm weiter geht mit dem ganzen Scheiß, überlege ich ernsthaft mit kleiner Familie gen Norden zu ziehen.
Der Prozess selber war extrem einfach. Nachdem Schweden ja zur EU gehört hat man als deutscher Staatsbürger da keine Probleme. Man ist etwas eingeschränkt bis man eine Personnummer und die BankID hat weil gerade die BankID bei einigen Dingen notwendig ist. Aber ich konnte ohne Probleme ein Haus mit Grundstück kaufen, sowie Strom, Wasser und Müll anmelden und fürs Handy hab ich mir einfach erstmal eine PrePaid Karte besorgt. Und mit dem guten Ausbau der Infrastruktur konnte ich mir auch ein Abo von Telia für 5G Mobil-Breitband holen. Und das läuft mit akzeptablen 200 MBit. Ich könnte das Haus auch an Glasfaser anschließen lassen aber das werde ich mir nächstes Jahr genauer anschauen. 1 Gbit synchron wären schon geil.
Für schwedische Kronen habe ich mir am Anfang erstmal ein Konto bei Wise.com geholt weil sich die Banken hier oft anstellen wenn man ohne Personnummer und ID Kort ein Konto eröffnen will. Wobei das aber von Filiale zu Filiale und Mitarbeiter zu Mitarbeiter unterschiedlich ist. Aber sobald ich die zwei Sachen hatte war das dann auch in 30 Minuten erledigt. Dabei wurde dann auch gleich BankID und Swish eingerichtet.
Weil ich als Selbstständiger in Deutschland in einer privaten Krankenversicherung war habe ich mir von Cigna die Cigna Gold International Krankeversicherung für ca. 800€ besorgt, weil man für die Personnummer eine Krankenkasse mit 1 Jahr Laufzeit oder so braucht. Und die 800€ waren am Ende auch deutlich weniger als die ca. 3000€ die ich vorher jährlich bei meiner privaten bezahlt habe. Jetzt mit der Personnummer müsste ich nach meinem Verständnis aber ganz regulär in Schweden krankenversichert sein und kann die Cigna kündigen, bzw. auslaufen lassen.
Und vor kurzem habe ich auch den staatlichen kostenlosen Sprachkurs SFI (Schwedisch für Einwanderer) angefangen. Habe schon vor ca. 2 Jahren angefangen die Basics zu lernen, aber der Sprachkurs hat das Ganze natürlich nochmal extrem beschleunigt. Insgesamt finde ich die schwedische Sprache als Deutscher (und vorallem auch mit guten Englisch Kenntnissen) leicht zu lernen.
Wie das Ganze aber mit Partner und Kinder ausschaut weiß ich natürlich nicht. Bin komplett alleine ausgewandert.
Sehr interessant danke fürs Schreiben